Die Einflussfaktoren
Ein großes Lungenvolumen hilft natürlich, um die Luft länger anhalten zu können. Das hat allerdings weniger Einfluss, als man denkt.
Ein weiterer Punkt ist die Fitness. Je besser die Kondition, desto leichter fällt es, die Luft anzuhalten.
Die Kombination dieser beiden Faktoren macht es möglich, sich 1–2 Minuten unter Wasser zu bewegen, ohne Luftnot zu bekommen.
Die wichtigeren Komponenten sind allerdings die mentale Vorbereitung, Konzentration und Entspannung, unterstützt durch eine gute Atemtechnik. Alle Faktoren zusammen machen es möglich, sich 3–5 Minuten unter Wasser entspannt zu bewegen.
Im Training bitte ich Anfänger immer, eine 25-Meter-Bahn in ausgeatmeten Zustand zu tauchen – „Unmöglich” ist dann eine häufige Antwort. Ich lasse ihnen dann Zeit, sich darauf zu konzentrieren, und sie dürfen nach eigenem Ermessen starten. Sie sind dann immer überrascht, wie weit sie „ohne Luft” gekommen sind.
Das alles erfolgt konzentriert, aber jederzeit entspannt. So ist es mir immer möglich, auch ohne Training, mühelos 1–2 Minuten durch die Unterwasserwelt zu gleiten.
Im nächsten Kapitel schauen wir uns den Partialdruck bzw. dessen Auswirkungen und die damit verbundene Problematik beim Schnorcheln noch mal genauer an. Im Folgenden beleuchte ich ein paar Auswirkungen der Physik in Kombination mit der Physiologie.
Effekt des veränderten Partialdrucks
Wie im Kapitel Anatomie beschrieben, ist unser Brustkorb flexibel und wird beim Abtauchen zusammengedrückt. Damit wird auch die Luft in der Lunge komprimiert und der Partialdruck der Gase steigt.
Dieser höhere Druck hat zur Folge, dass man mehr des vorhandenen Sauerstoffs nutzen kann. Die CO2-Rezeptoren, die den Atemreiz auslösen, senden zwar ihre Signale wenn die Reizschwelle erreicht ist, aber diesem Reiz kann man bei ausreichendem O2-Druck leichter widerstehen. Der O2-Anteil sinkt damit allerdings in der Tiefe stärker ab als normal.
Die folgende Grafik soll verdeutlichen, dass in 10 m Tiefe bei konstantem O2-Verbrauch/Zeiteinheit der O2-Anteil unter 5% sinken kann, bevor der für die Oberfläche kritische Partialdruck des Sauerstoffs erreicht wird.
Problematik
Der Partialdruck des Sauerstoffs sinkt beim Auftauchen im gleichen Verhältnis, wie der Umgebungsdruck abnimmt. Wenn man die Zeit in der Tiefe länger ausgereizt hat, kann es also passieren, dass der O2-Partialdruck beim Aufstieg unter den kritischen Wert von 0,06 bar fällt. Das hätte zur Folge, dass man ohne weitere Vorboten, bewusstlos wird! Dann hilft nur das schnelle Eingreifen eines Partners.
Wie so oft gilt hier also ganz besonders: „Man sollte wissen, was man tut und wo die eigenen Grenzen liegen.” Wenn Sie gefallen am Schnorcheln gefunden haben und Sie tiefer hinab und länger unten bleiben wollen, empfehle ich Ihnen dringend, an einem Apnoekurs teilzunehmen!
Berücksichtigen Sie bitte, dass ein Trainingspartner in der Lage sein sollte, ein Problem nicht nur zu erkennen, sondern auch wirklich Hilfe zu leisten! Ein Grund mehr für: Nie allein!
Bewegung im Wasser
Wasser hat ca. eine 800 mal höhere Dichte als Luft. Der damit einhergehende, deutlich höhere Widerstand ist bekannt. Sie können diesen Widerstand entweder mit viel Kraft überwinden oder Sie können ihn mit etwas Übung für Ihre Zwecke nutzen. Bewegen Sie sich immer mit dem Wasser, nicht dagegen!
Im Kapitel Praxis zeige ich Ihnen unter anderem eine Abtauchtechnik, mit der Sie den Widerstand ganz elegant zur Unterstützung einsetzen.
Wenn Sie daran arbeiten möchten, Ihre Tauchzeit auszudehnen, machen Sie das niemals allein! Weder im Schwimmbad und schon gar nicht am Meer oder in einem See!